Bedeckt von Moos und Schorfe,
Ein Eichbaum hoch und stark,
Steht bei Wöbblin, dem Dorfe,
In Mecklenburger Mark.
Darunter ist von Steine
Ein neues Grab gemacht,
D'raus steigt im Mondenscheine
Ein Geist um Mitternacht.
Er richtet auf die Rinden
Des Baum's den Blick, und liest
Den Namen, der zu finden
Dort eingegraben ist.
Dann sucht er mit den Händen
Ein Schwert, das liegt am Ort,
Und gürtet um die Lenden
Sich dieses Schwert sofort.
Langt dann nach einer Leier,
Nimmt sie vom Ast herab,
Und setzt in stiller Feier
Sich singend auf sein Grab:
Ich war in Jugendbrause
Ein rascher Reitersmann,
Bis hier im dunklen Haufe
Ich Ruh und Rast gewann.
Ich war ein freier Jäger
In Lützow's wilder Schaar,
Und auch ein Zitterschläger,
Mein Schwertlied klang so klar.
Nun reiten die Genossen
Allein auf ihrer Fahrt,
Da ich vom Roß geschossen,
Und hier begraben ward.
Ihr mögt nur weiter traben,
Bis daß Ihr kommt an's Ziel,
Ihr habet mich begraben,
Wie es mir wohlgefiel.
Es sind die beiden Lieben,
Die mir im Leben werth,
Im Tode mir geblieben,
Die Leier und das Schwert.
Ich seh' auch meinen Namen,
Daß er unsterblich sei,
Geschnitten in den Rahmen
Der Eiche schön und frei.
Es sind die schönsten Kränze
Gegeben meiner Gruft,
Die sich in jedem Lenze
Erneu'n mit frischem Duft.
Die Eich' ob meiner Scheitel,
Wie ist der Kranz so groß;
Mein Ringen war nicht eitel,
Ich ruh' in ihrem Schooß.
Man hat in Fürstengrüften
Bestatten mich gewollt;
Hier in den frischen Düften
Ihr ruh'n mich lassen sollt.
Hier sei noch oft mit Kräuseln
Der Eiche Laub bewegt,
Wenn in des Windes Säuseln
Mein Geist die Saiten schlägt.