Zum Empfang der rückkehrenden Preußen.¶
(Hildburghausen im Juli 1814.)
Nordischer Gäste
Bunteste Schaar
Wurden auf's Beste
Längst wir gewahr,
Welche gezogen
Kamen in Wogen
Siegreich vom Weste,
Lorbeer im Haar.
Aber was bringet
Heut das Getön,
Das sich erschwinget
Kriegerisch schön?
Klingender reden
Diese Drometen,
Daß es durchdringet
Tiefen und Höhn.
Heimische Töne
Treffen mein Ohr,
Nicht ein Gedröhne
Fremd wie zuvor.
Vaterlandskrieger,
Preußische Sieger,
Deutscheste Söhne
Oeffne dich, Thor!
Niemals durchritten
Hat dich ein Heer,
Milder von Sitten,
Tapfrer von Speer.
Wer in den Mienen
Lieset es ihnen,
Daß sie gestritten
Blutig so sehr?
Weil sie vor allen
Immer voraus
Waren mit Schallen
Erste im Straus,
Darum mit Rechte
Nach dem Gefechte
Müssen sie wallen
Letzte nach Haus.
Traget die Knaben,
Mütter, heran,
Daß sie sich graben
Ein, was sie sahn;
Lehrt sie's verstehen:
Was nur geschehen
Großes ist, haben
Diese gethan.
Das sind die Spitzen,
Das ist der Schaft,
Welche gleich Blitzen
Feinde gerafft,
Das sind die Kreuze,
Die, mit dem Reize
Sie zu besitzen,
Arme gestrafft.
Das sind die Narben,
Seht wie sie stehn,
Die sie erwarben
Kämpfend für wen?
Kämpfend für alle,
Die wir im Falle
Knechtisch erstarben,
Frei nun erstehn.
Darum gepriesen
Seien sie fein;
Holet zu diesen
Pforten sie ein!
Kommet, ihr hehren,
Was euch von Ehren
Hier ist erwiesen,
Mög' es euch freun!
Seht ihr, vom Schlosse
Reiten euch zwei
Fürsten zu Rosse
Grüßend herbei.
Kund schon am Rheine
Ward euch der eine,
Euch als Genosse
Grüßt er so frei.
Aber hernieder
Dort vom Balkon,
Euerer Glieder
Kriegrischem Ton,
Horchet die hohe
Fürstin, die frohe;
Seht ihr sie wieder?
Kennt ihr sie schon?
Ist doch mit Schmerzen,
Ist doch mit Lust
Euerem Herzen
Jene bewußt,
Welche von Thronen
Höherer Zonen
Hell euch wie Kerzen
Blickt in die Brust,
Eure Luise,
Die euch zur Schlacht
Vom Paradiese
Lenkte mit Macht!
Denkt ihr der Theuern?
Sehet, der Euern
Schwester ist diese;
Naht mit Bedacht!
All ihr, uns heute
Gastlich genaht,
Unsere Beute,
Kommt und empfaht,
Was die verehrte
Fürstin bescherte,
Und die erfreute
Fürstliche Stadt!