Wo wohnen denn die Telle?
Wo die Winkelriede?
Deren Preis so helle
Klingt im alten Liede.
Sie wohnen in Liedestönen,
Nicht mehr im Schweizerlande,
Wo die Knechte fröhnen,
Sich freuend ihrer Schande.
Die Väter ließen sich morden
Für Freiheit und Recht, ihre Güter;
Die Enkel sind geworden
Fremder Thüren Hüter.
Die aus dem Lande laufen,
Lüstern nach Fremdlingssolde,
Jedem ihr Blut verkaufen,
Der es aufwägt mit Golde.
Die hohen Geister der Ahnen
Wenden sich weg mit Zürnen,
Ziehn mit flatternden Fahnen
Ueber die Alpen und Firnen.
Die Fahnen aufzuschlagen
Im Lande anderer Männer,
Wo andere Alpen ragen
Um den tyrolischen Brenner.
Da find die Schweizer erstanden,
Die Winkelriede, die Telle;
Die nicht in der Schweiz sich fanden,
Hier fanden sie ihre Stelle.
Hier ward Blut geschenket
Von mehr als einem Wirthe;
Hier hat Schaaren gelenket
Mehr als ein muthiger Hirte.
Als die Welt gelähmet
Lag im Todeskrampfe,
Sind sie noch ungezähmet
Gestanden im Freiheitskampfe.
Haben sie noch gefochten,
Die Löwen kühngemuthet,
Und wenn sie auch siegen nicht mochten,
So haben sie doch gebutet;
Sie haben umsonst nicht gefochten,
Sie haben umsonst nicht geblutet;
Von diesen Quellen und Dochten
Stammt noch, was flammt und fluthet.
Sie sind nicht gestorben,
Als sie den Tod gefunden;
Sie haben im Tod erworben
Des Ruhmes ewige Kunden.
Sie sind nicht gestorben,
Als sie den Tod erlitten;
Die Freiheit ist doch jetzt erworben,
Für welche sie damals gestritten.