9.
Du Rose, wenn du neidenswerth willst sterben,
So lass' frühmorgens pflücken dich vom Strauche,
Bevor sich an des Mittags Gluthenhauche
Die duftigen Schimmer deiner Wang' entfärben:
Und, Jungfrau, willft du süßen Tod erwerben,
So lass', eh' an des Alters trübem Rauche
Erst deiner Schönheit Spiegel sich verbrauche,
Den glänzenden zertrümmern rasch in Scherben!
O du, verklärt schon sonst, doch jetzt verklärter;
Mehr schmücken Kränze dir dein Bett von Moder,
Als jemals schmückten eine Hochzeitkammer;
Daß Bräute seufzen: was ist neidenswerther,
Leben, wie du, von Lieb' umhuldigt, oder
Sterben, wie du, vergöttert gar vom Jammer?