Ich bracht’ ihr Blumen

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Ich bracht' ihr Blumen; als ich die nun immer
 An ihrer Brust nicht sah und drüber klagte,
 Versetzte sie getrost: Weil mir's behagte
 Recht lang sie blühn zu sehn, blühn sie im Zimmer.

Band kauft' ich ihr, und als ich das auch nimmer
 An ihrem Arm erspäht', und spitzig fragte:
 Wo blüht nun das? sprach sie: Im Schrank; ich zagte,
 Die Sonne bleich' ihm den zu feinen Schimmer.

Nun spräche Jemand, der das nicht verstünde:
 O welche Liebe, die mit solcher Treue
 Bewahrt solch ein vergänglich Angedenken.

Ich aber spreche, der ich's wohl ergründe:
 O daß den Neider solche Lieb' erfreue,
 Die, was an's Herz soll, niederlegt in Schränken.