39.
Sie hat nicht Lust mich freizulassen,
Noch Lust auch mich an's Herz zu fassen.
Dem Vogel gleich im Vogelbauer,
Der Tag und Nacht von Liebe singt,
Der, ob's ihr nicht zu Herzen dringt,
Sie doch ergetzt mit seiner Trauer,
Weil oft neugierig ein Beschauer
Seintwegen stehn bleibt auf den Gassen;
Hat sie nicht Lust mich freizulassen.
Dem Spiegel gleich, in dessen Glanze
Sie ihre Reize gern beschaut,
Der ihr muß sagen oft und laut,
Unübertrefflich sei das Ganze;
Doch wenn sie eben geht zum Tanze,
Legt sie den Spiegel weg gelassen,
Hat Lust nicht ihn an's Herz zu fassen.
Gleich einem Stückchen Putz, das eben
Nachlässig aus der Hand ihr fällt,
Wenn sie des Vorraths Mustrung hält;
Sie ist zu stolz es aufzuheben,
Zu geizig doch es wegzugeben,
So hat sie mich an's Herz zu fassen
Nicht Lust, noch Lust mich freizulassen.