64.
Von Ostern sieben Wochen
Bis zu der Pfingstenzeit,
Die haben mir zerbrochen
Mein Herz in Herzeleid.
Zu Ostern als die Blüthe
Hell drang aus Busch und Baum,
Da floß um mein Gemüthe
Ein heller Liebestraum.
Und als es grün und grüner
Auf allen Fluren war;
Da ward mein Lieben kühner,
Da ward sie es gewahr.
Ich brach die ersten Veilchen,
Und gab sie ihr zum Strauß;
Sie sah sie an ein Weilchen,
Und lachte dann mich aus.
Die Schlüsselblumen schlossen
Sich freundlich auf im Thal;
Ihr Herz, das blieb verschlossen
Für meines Herzens Qual.
Es läuteten mit Glocken
Die Maienblumen auch;
Doch sie ließ sich nicht locken
Von meines Seufzers Hauch.
Der Buchfink war ein Sänger.
Die Sängrin Nachtigall;
Es rief der Müssiggänger
Der Kukuk drein mit Schall.
Und als des Mondes Sichel
Sich ließ zur Pfingstnacht schau'n;
Ging Hänschen oder Michel
Pfingstmaien abzuhau'n.
Und jeder trug die seinen
Vor seines Liebchens Haus;
So trug ich auch die meinen,
Feinsliebchen sah heraus.
Ich pflanzte wohl mit Schweigen
Die Maien vor die Thür,
Und ging davon mit Neigen,
Doch Niemand trat herfür.
Und morgens, da's zum Feste
Vom Thurm zusammenschlug,
Ging jeder schmuck auf' beste,
Und ich betrübt im Zug.
All ihre Maien standen
In Stäbchen eingethan;
Nur meiner mir zu Schanden
Stand da, daß sie es sahn.
Sie kam herausgetreten,
Und ging vor ihm vorbei;
Und als sie kam vom Beten,
Da blieb es auch dabei.
Sie hat mit keinem Blicke
Ihn sonnig angelacht
Sie hat ihn zu erquicken
Kein Tröpflein Wasser bracht.
Der arme Maie verdorrte,
Sein Dorren war ihr Scherz;
O dürftest so am Orte
Verdorren du mein Herz!