66.
Die Fahnen flattern
Im Mitternachtsturm
Die Schiefern knattern
Am Kirchenthurm
Ein Windzug zischt,
Die Latern verlischt
Es muß doch zur Liebsten gehn!
Die Todtenkapell
Mit dem Knochenhaus;
Der Mond guckt hell
Zum Fenster heraus;
Haußen jeder Tritt
Geht drinnen auch mit
Es muß doch zur Liebsten gehn!
Der Judengottsacker
Am Berg dort herab;
Ein weißes Geflacker
Auf jedem Grab;
Ein Uhu ruft
Den andern: Schuft
Es muß doch zur Liebsten gehn!
Drüben am Bach
Auf dem Wintereis,
Ein Geplatz, ein Gekrach,
Als ging dort, wer weiß;
Jetzt wieder ganz still;
Las; sein, was will
Es muß doch zur Liebsten gehn!
Am Pachthof vorbei;
Aus dem Hundehaus
Fuhren kohlschwarz zwei
Statt des einen heraus,
Gähnen mich an
Mit glührothem Zahn
Es muß doch zur Liebsten gehn!
Dort vor dem Fenster,
Dahinter sie ruht,
Stehn zwei Gespenster
Und halten die Hut;
Drin schläft die Braut,
Aechzt im Traume laut
Es muß doch zur Liebsten gehn!