Die Liebste hat mit Schweigen

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Die Liebste hat mit Schweigen
  Das Fenster aufgethan
  Sich lächelnd vorzuneigen,
  Daß meine Blick es sahn.
Wie mit dem wolkenlosen
  Blick einen Gruß sie beut,
  Da hat sie lauter Rosen
  Auf mich herabgestreut
Sie lächelt mit dem Munde,
  Und mit den Wangen auch;
  Da blüht die Welt zur Stunde
  Mir wie ein Rosenstrauch.
Sie lächelt Rosen nieder,
  Sie lächelt über mich,
  Und schließt das Fenster wieder,
  Und lächelt still in sich.
Sie lächelt in die Kammer
  Mit ihrem Rosenschein;
  Ich aber darf, o Jammer,
  Darin bei ihr nicht sein.
O dürft' ich mit ihr kosen
  Im Kämmerchen ein Jahr!
  Sie hat es wohl voll Rosen
  Gelächelt ganz und gar.