48.
Die Liebste steht mir vor den Gedanken, wie schön, o wie schön!
Das mir betäubt die Sinne wanken, wie schön, o wie schön!
Sie hat mit Mienen mich angelächelt, wie hold, o wie hold!
Daß durch das Herz mir die Strahlen schwanken, wie schön, o wie schön!
Die hellen Fluren der Rosenwange, sie winken zur Lust,
Und dunkel flattern die Lockenranken, wie schön, o wie schön!
Des Aug's Narzissen, wie lieblich, wann sie erwachen im Thau,
Und wann sie trunken in Schlummer sanken, wie schön, o wie schön!
Die Palm' aus Eden, die ich in Träumen wie lange gesuchh,
Hab' ich gefunden im Wuchs, dem schlanken, wie schön, o wie schön!
Der Quell des Lebens, dem ich gedurstet, er hat mich gelabt,
Als meine Lippen aus deinen tranken, wie schön! o wie schön!
Des Geistes Hoffen, der Seele Wähnen, dein Traum, Phantasie,
Ist hier getreten in Körperschranken, wie schön, o wie schön!
Des Frühlings Blumen, des Himmels Sterne, du bringst sie im Kranz
Mir dar vereinigt, wie soll ich danken? wie schön, o wie schön!
Die höchste Schönheit halt' ich in deiner gedrückt an mein Herz;
Es muß erliegen, es muß erkranken, wie schön, o wie schön!
Du stirbst, o Freimund, und dich zu Grabe zu tragen, o sieh',
Wie sich die Rosen mit Lilien zanken, wie schön, o wie schön!