84.
Wann wirst du dich enthüllen
Vor meinen Blicken ganz,
Ergießen deine Füllen,
Daß ich vergeh' im Glanz?
Gesuchte mir gefundne
In tausendfacher Spur
Und wieder mir entschwundne
Wo birgst du mir dich nur?
Ich hab' im Sternenlichte
Nach deinem Blick gefragt,
Von Morgens Angesichte
Hast du mich angetagt.
Ich hab' aus Rosenwangen
Von dir gesehn den Strahl,
Dein Lächeln aufgegangen
Sah ich im Rosenthal.
Im schlanken Wuchs, im Gange,
Hab' ich dich dort geahnt;
Hier hat mich mit dem Klange
Die Stimm' an dichgemahnt.
Ich dachte, daß du zeigen,
Ein lichtgewobner Leib,
Dich müssest mir, und eigen
Mir sein als liebend Weib.
Doch immer, eh' die Glieder
Des Duftes zur Gestalt
Geworden bist du wieder
Mir in den Duft zerwallt.
Und immer, eh' die Schimmer
Zum festen Strahlenbild
Geronnen, bist du immer
Zerflossen im Gefild.
Des Lenzes Morgenröthen
Verkünden dich mir nah,
Und Nachtigallenflöten
Dich mir unsichtbar da.
Es lächeln's alle Rosen,
Daß du den Freund geneckt,
Und alle Lüfte kosen,
Daß du dich ihm versteckt.
In welcher dieser Lauben,
Wodurch die Ahnung rauscht,
Verrathet's, o ihr Tauben,
Wo sie verborgen lauscht.
Sie will aus den Tapeten,
Die ihr der Lenz geliehn,
Sie will hervor nicht treten,
Und mich hinein nicht ziehn.