An des Abendsternes Brennen

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An des Abendsternes Brennen
 Ach erkennen
 Kann ich nun,
 Daß die Liebste läßt mit Grüßen
 Drauf die süßen
 Augen ruhn.
 Denn wo wär' ein Licht entglommen,
 Das, nicht ihrem Blick entnommen,
 Wohl mir könnt' im Auge thun?
An des Mondes stillem Leuchten
 Aus dem feuchten
 Thränenduft,
 Soll sie sehn, wie meine bangen
 Wünsche langen
 In die Luft.
 Denn was blieb in Höh' und Tiefe,
 Das ihr »Mein Gedenke!« riefe,
 Wenn es nicht der Mond ihr ruft?
Als ich aus der Liebsten Armen
 Auf zum warmen
 Himmel sah,
 Als des Mondes Spielgeselle
 Stand der helle
 Stern auch da.
 Nun bin ich von ihr geschieden,
 Und die beiden stehn in Frieden
 Sich noch dort am Himmel nah.
Damals hat sie mir versprochen
 An dem Pochen
 Meiner Brust,
 Und ich hab' ihr schwören müssen
 Unter Küssen
 Unsrer Lust,
 Daß, ob einst die hellen beiden
 Sich aus ewig würden scheiden,
 Scheiden sollt' uns kein Verlust.
Ihr zwei lichten Blüthentriebe
 An der Liebe
 Himmelsbaum!
 Weiter hält, als uns hienieden,
 Euch geschieden
 Sphärenraum;
 Doch vor unserm Angesichte
 Seid ihr still euch nah im Lichte,
 Und wir uns im Liebestraum.