Laß, geliebtes Angesicht

                   18.

Laß, geliebtes Angesicht,
  Laß uns nicht verzagen,
  Daß der Liebe Jugendlicht
  Lischt in kurzen Tagen.
Ew'ge Jugend ist durch dich
  Auf in mir gegangen;
  Mag denn nur die ird'sche sich
  Stehlen von den Wangen!
Dieses Leben, das du mir
  Liebend hast gegeben,
  Liebend wieder geb ich dir,
  Und verschönt, das Leben.
Jeder Blitz aus deinem Licht,
  eder Schönheitsfunken,
  In das Dunkel ist er nicht,
  Sondern hier versunken;
In die frühlingshelle Brust
  Stieg er leis' hernieder,
  Ward ein stiller Keim der Lust
  An dem Baum der Lieder.
Liebste! dieses Frühlings Glanz,
  Den ich dir verdanke,
  Freudig deinem Haupt zum Kranz
  Opfr' er jede Ranke.
Wann in meines Auges Glanz
  Du nicht mehr mein Lieben
  Lesen kannst, so lies es ganz
  Noch im Lied geschrieben.
Wann kein andrer Spiegel dir
  Will die Jugend zeigen,
  In des Liedes Spiegel hier
  Ist sie noch dein eigen.