1.
Immer dacht ich, Liebste, daß
Deiners Dichters Lieben
Völlig von des Liedes Maß
Sollte sein umschrieben;
Daß du nichts so tief, und nichts
Ich so hoch empfände,
Was in Schranken des Gedichts
Seinen Platz nicht fände.
Liebste! heut' erkenn' ich doch
Daß ein Lied nicht reichet
An die Liebe, die ihm hoch
Himmelein entweichet
Was ich heut, der Welt geheim,
Dir vor Gott geschworen,
Schwören könnt' ich's nicht im Reim,
Noch vor Menschenohren.
Darum fürchte nun auch nicht
Zaubertrug und Welle!
Treten kann nicht ein Gedicht
An der Liebe Stelle.
Nicht, die Liebe selb zu sein,
Mag dem Liede glücken,
Sondern sein Beruf allein
Bleibt, ihr Kleid zu schmücken.