Ich dachte nicht dich selb

                  29.

Ich dachte nicht dich selb zu haben,
  Ich sah in deinem Kreis mich um,
  Wem ich dies Herz mit seinen Gaben
  Wohl gönnen möcht' als Eigenthum.
Ich habe keinen wahrgenommen,
  Dem ich dich hätte dürfen frei'n;
  Es war mir noch nicht eingekommen.
  Daß ich es selber könnte sein.
Ich fühlte wohl mich hingezogen,
  Zu deiner stillen Herzlichkeit,
  Ich sah dich freundlich mir gewogen,
  Doch glaubt' ich noch die Liebe weit.
Und als ich sah, wie nah sie stünde,
  Fiel schwer auf's Herz mir ihr Gewicht.
  Ein Scherz an diesem Ort war Sünde,
  Und Ernst, den Ernst den hoff't ich nicht.
Da wollt' ich leise mich entziehen,
  Und näher kam ich dir zurück.
  Den Tod im Herzen, wollt' ich fliehen,
  Und mir im Arme lag mein Glück.
Ich weiß nicht wie mir's zugekommen?
  Doch wenn's der Himmel mir bestimmt.
  So sei's mit Dank in Arm genommen,
  Bis mir daraus der Tod es nimmt.