Nun ich zweimal so in’s Schöne

               21.

Nun ich zweimal so in's Schöne
  Mich gemalt, o Liebster sah,
  Einmal hier durch deine Töne,
  Und einmal in Farben da:
Laß uns in die Bilder theilen,
  Wozu braucht' ich alle zwei?
  Laß mich schau'n in deine Zeilen,
  Und mich schau' im Konterfei.
Was des Freundes Kunst gemalet,
  Besser schätzest du's als ich.
  Was aus deinen Liedern strahlet,
  Mehr entzückt es mich als dich.
Denn du hast es mir gestanden,
  Daß ein Lied, das dir entrann,
  Kommt es wieder dir zu Handen,
  Dir nichi mehr gefallen kann.
Wie es doch mich kränken sollte,
  Wenn einmal auch dieses Lied
  Dir nicht mehr gefallen wollte,
  Das mir selber ähnlich sieht.
Darum gib du's mir! Auf Erden
  Sei mein Streben, mein Beruf,
  Aehnlich diesem Bild zu werden,
  Das dein Lied von mir erschuf.