Die Ferienreise

Nicht im Land Hesperien
 Noch bei Hesperiden
 Bracht' ich zu die Ferien,
 Aber doch zufrieden;
Wo der bayr'sche Schlagebaum
 Mir war fern gerücket,
 Und mit manchem Tragebaum
 Sich ein Gärtchen schmücket;
Meiner Kinder mütterlich
 Gut und meines Weibes,
 Immer unerschütterlich
 Mir im Frieden bleib' es.
Unter den Umlaubungen
 Meines Wiesenflusses
 Kenn' ich nicht Beraubungen
 Städtischen Genusses.
In Zurückgezogenheit
 Fühlt' ich frei den Busen,
 Und wie sonst Gewogenheit
 Zeigten mir die Musen.
Eine Laub umgitterte
 Mich am Schreibetische,
 Und der Sonnstrahl zitterte
 Durch die kühle Frische.
Nachtigallen sangen nicht,
 Aber Finken schlugen;
 Rosenknospen sprangen nicht,
 Aber Reben trugen.
Meine Knaben gaukelten
 Statt der Schmetterlinge;
 Und wie kühn sie schaukelten,
 Hob mein Geist die Schwinge.
Fest und uneroberlich
 Hielt ich meine Warten,
 Bis der Wind oktoberlich
 Uns vertrieb vom Garten.
Als die froh herbstfeirischen
 Tage so verflossen,
 Nahten wir dem bayrischen
 Schlagbaum unverdrossen.
Und auf letzter Station
 Ward noch eine weise
 Handelsspekulation
 Die Erholungsreise.
Denn die Frau ist aufgeregt
 Zu contrebandiren,
 Und der Mann nicht aufgelegt
 Zu contremandiren.
Lernet wie man schwärzen muß,
 Wie ein armer Lautner
 Schwärzt, daß drüber scherzen muß
 Selbst der strenge Mauthner.
Hundert Zuckerbröckelchen
 Stecken in den Taschen
 Unsrer Zuckerböckelchen,
 Wie für sie zum Naschen.
Wenn daheim man heben wird
 Den Betrag, ein Hütchen
 Gibt es nicht, doch geben wird
 Es ein art'ges Dütchen.
Der erzwungnen Theuerung
 Steuern so die kecken;
 Ohne die Besteuerung
 Wird es süßer schmecken.
Aber auch Gewänderchen
 Tragen unsre Püppchen,
 Nagelneue Fländerchen,
 Mäntelchen und Jüppchen.
Denn es steht kein Schacherlohn
 Auf gemachte Kleider;
 Doch entgeht der Macherlohn
 Nun dem bayr'schen Schneider.
Und ich selber bin geschmückt
 Mit dem neuen Flause,
 Der mich jeder Furcht entrückt
 Vor des Winters Brause.
Stattlich bin ich anzuschau'n
 Im gediegnen Rocke
 Von des Schafs natürkich braun
 Ungefärbter Flocke.
Doch den braunen Grund durchbricht
 Manch grauweißes Flöckchen;
 Woll' ist das vom Schäfchen nicht,
 Sondern Haar vom Böckchen.
Und so trotz ich jeder Noth
 Zwischen Schaf und Bocke,
 Hier dem braunen Winterkoth,
 Dort der weißen Flocke.
Und die Magd erspart im Jahr
 Ein Ausklopfestöckchen;
 Wenn am Kragen sitzt ein Haar,
 Scheint es eins vom Böckchen.
Denn in soweit stimmt mein Rock
 Mit des Hauptes Locke,
 Die auch weißliches Geflock
 Trägt aus dunklem Stocke.