In der Wiege lag der Knabe,
Von des Schlummers Duft umkreist,
Und mit ausgestrecktem Stabe
Bog sich drüber hin ein Geist.
Wie des Unbewußtseins Friede
Auf dem Augenlid ihm liegt,
Grüßt mit ernstem Wiegenliede
Ihn der strenge Geist, und wiegt:
Schlafe du! nicht deine Wahlen
Haben, sondern dein Geschick,
Zu des Lebens Lust nnd Qualen
Aufgeschlossen deinen Blick.
Schlafe du! nicht deine Wahlen,
Sondern dein Geschicke hat
Durch des Lebens Lust und Qualen
Dir bezeichnet deinen Pfad.
Wie hier meinen Stab ich strecke,
Zeichn' ich dir die Bahnen vor,
Die da von der Wiegendecke
Gehest zu des Grabes Thor.
Hier mit andern, hier alleine,
Hier verirrt, hier grad, hier schief,
Hier auf Höh'n im Sonnenscheine,
Hier durch Nacht in Klüften tief.
Hier ein Stein, um dran zu stoßen;
Dich zu kühlen, hier ein Born;
Hier für deine Stirne Rosen,
Hier für deinen Fuß ein Dorn.
Hier an deinem Wege stehend,
Zielend mit dem Pfeil, ein Schmerz;
Hier ein Glück vorübergehend,
Das mit Sehnsucht greift an's Herz.
Hier am Abgrund, üher'm Stege,
Der nicht bricht, weil er nicht soll,
Schwankst du; hier am Scheidewege
Stehst du still entscheidungsvoll.
Aber ob du lange wählest,
Schon bestimmt ist deine Wahl;
Und ob du die Gründe zählest,
Auch bedingt ist ihre Zahl.
Tausend strenge Hände greifen
Nach der deinen, daß sie muß;
Tausend unsichtbare Schleifen
Ziehen deinen freien Fuß.
Angewiesen sind die Ziele,
Zugemessen jede Rast,
Und gemessen auch, wieviele
Schritte du zur letzten hast.
So gekreuzt sind deine Bahnen,
So umschnürt dein Lebenslauf;
So in deiner Zukunft Ahnen
Wache du mit Weinen auf.