Die heilige Christine mit der Haube.

Hochzeitsgedicht

Weil nun den Kranz, den er dir aufgesetzt,
 Der Bräutigam dir selbst hat abgenommen;
 Muß ich, o liebe Namensschwester, jetzt
 Mit einer andern Kopfbedeckung kommen:
 Vom Lande, das der Bodensee benetzt,
 Komm' ich zum Zürchersee herangeschwommen,
 Und, wozu ich die Zeit erschienen glaube,
 Hier, statt des Kranzes, bring' ich dir die Haube.
Es ist ein wohlgethaner Schmuck, der Kranz,
 Sein Preis sei nicht von mir ihm abgesprochen;
 Allein gar zu vergänglich ist sein Glanz,
 Wenn er am schönsten blüht, ist er gebrochen:
 Mit einem Häubchen ist es anders ganz,
 Es trotzt den Flitter- und den andern Wochen;
 Du brauchst gar nicht zu fürchten, daß dir raube
 Der Bräutigam, auch wie den Kranz, die Haube.
Die Freundinnen daheim am Weserstrand,
 Die dir entgegen blicken mit Verlangen,
 Sie haben, hör' ich, durch des Bräut'gams Hand,
 Als dich zu holen er zur Schweiz gegangen,
 Selbst jenen Kranz hieher dir zugesondt,
 In Hoffnung, drin daheim dich zu empfangen;
 Die Hoffnung mit dem Kranze liegt im Staube,
 Nach Bremen mußt du ziehn in meiner Haube,
Das Häubchen ist von meiner eignen Hand,
 Und nach dem Muster wie ich's einst getragen,
 Als dort im Bodensee den Tod ich fand,
 Den Märtrertod, wie du wohl hörtest sogen.
 Daß du nun in den großen Märtrerstand
 Der häuslichen und ehelichen Plagen
 Selbst aufgenommen bist, o süße Taube,
 Zum Zeichen dessen bring' ich dir die Haube.
Ein jeder Stand hat seinen Theil der Noth,
 Und dem der Eh' ist ja das Weh gegeben;
 Doch wofür litt ich denn den Märtrertod,
 Wollt' ich nicht sein Schutzheil'ge deinem Leben?
 Allein, du siehest, doch kein schreiend Noth
 Hab' ich gewollt in's Eh'standshäubchen weben,
 Auch keine Farbe selbst von grünem Laube:
 Schwarz ist, nicht traurig, aber ernst, die Haube.
Das Schwarz zu mildern hab' ich mit Bedacht
 Umhergewirket diesen goldnen Streifen,
 Wie Sternenschein in dunkler Erdennacht,
 Wie Segensähren die zu Garben reifen.
 Der Stern' und Garben Deutung nimm in Acht!
 So komm, zuzieh' ich ietzt die festen Schleifen.
 Die Haube steht. Mich freuts doch selbst, erlaube,
 Wie schön ich dich gebracht hab' unter Haube.