Hymenäus.

Muß denn endlich die blühendste Blume
 Sich bequemen, Samen zu tragen?
 Amors rascheste Jägerin
 Endlich wiegen das Kind im Schooß?
Lege nur heut' dein bestes Kleid an,
 Nimm den schönsten Schmuck nur um,
 Kränze mit dem lieblichsten Kranze
 Deine Locken zum letztenmal!
Mögen nur die frohsten Weisen
 Flöt' und Klarinette spielen,
 Seine buntesten Windungen
 Um dich schlingen der Reigen!
Bald als Grillchen und als Heimchen
 Singen, summen häusliche Sorgen,
 Und die Wirtschaft kreis't um dich
 In einförmigen Tänzen.
Liebe, du flatternder Sommervogel,
 Bist geflattert manchen Sommer,
 Hast genascht der Rosenauen
 Duft mit küssenden Lippen.
Ist dir endlich doch vor'm Winter,
 Lieber Vogel, bang geworden,
 Hast dich sörglieh untergethan
 Vor dem Sturm in ein Stübchen?
Glücklich ist und zu beneiden
 Der, zu dem du eingeflogen;
 Ei, wer hätte solchem Täubchen
 Gern den Schooß nicht geöffnet?
Wenn der Wind am Laden rasselt,
 Und die Flocken draussen stürmen,
 Hast du's drinnen still und warm,
 Kannst du lauschen und singen!
Golden soll dein Käfig sein,
 Und dein Restchen Seidenflaum,
 Deine Speis' ein Zuckerbröckchen,
 Honigseim dein Getränke.
Winter wird dir Frühling scheinen;
 Aber wenn der Frühling kommt,
 Wird dein Herr dich auch nicht lassen
 Aus dem goldenen Käfig.
An dem Fenster sitzest du,
 Siehst die andern draußen fliegen,
 Kannst mit ihnen nicht mehr fliegen,
 Laß dich's nur nicht gereuen!
Wie ein Weinstock still gepflanzt,
 Grün' und blüh' um deine Wohnung;
 Schatten gieb und schwellende Beeren
 Dem, der Pflege dir giebt.
Golden in die Gemächer scheine
 Dir die Sonn' am Morgen, silbern
 In das nächtliche Brautgemach
 Dir der Mond, der verstohl'ne.
Und bei Sonn- und Mondenflimmer,
 Glimme fort aus treuem Herde,
 Von der Zufriedenheit Hauch geschürt,
 Amors Brand in der Asche.