In unsrer Stadt ist dieser Brauch,
Daß man die Nachtigallen
Nicht singen läßt in Busch und Strauch
Nach ihrem Wohlgefallen;
Sie werden, die hieher gelangen,
All' unbarmherzig eingefangen;
So ist dir's auch ergangen.
Es wohnt ein Mann der Wissenschaft
Dort in der Straßen vorne,
Der ein halb Dutzend hält in Haft
Und füttert sie mit Korne;
Du aber flogst zu dessen Klause,
Der Einzige dich hält im Hause,
Und Zucker schafft zum Schmause.
Wie heißt der Käfig den er flicht,
Und wie der starke Zügel,
Daß er nicht banget, daß zum Licht
Dich trag' empor dein Flügel?
Er wußt' es unsichtbar zu knüpfen,
Das Band in dem du frei magst hüpfen,
Und kannst ihm nicht entschlüpfen.
Glückselig, wem die Melodie
Des Lebens wird gesungen
Von solchem Liebesvogel, wie
Im Traum von Engelzungen;
Nicht nur in kurzen Sommertagen,
Sie wird mit Schall den Winter schlagen,
Den Frost wird sie dir jagen.
Wir freu'n uns, dasß es wohlgelang,
Und wünschen Glück zum Hause:
Dein Glück sei wie das Lied im Gang,
Und wenn im Mondenlaufe
Ein kleines Unglück sollt' entspringen,
So brauchst du, um es einzusingen,
Nicht Ammenfang zu dingen.