Die eingefangene Nachtigall.

(Zur Vermählung der, als Sängerin bewunderten, Fräulein Sophie
Lang aus: Regensburg mit meinem Kollegen, Professor Engelhardt
         in Erlangen, August 1836)
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In unsrer Stadt ist dieser Brauch,
  Daß man die Nachtigallen
  Nicht singen läßt in Busch und Strauch
  Nach ihrem Wohlgefallen;
  Sie werden, die hieher gelangen,
  All' unbarmherzig eingefangen;
  So ist dir's auch ergangen.
Es wohnt ein Mann der Wissenschaft
  Dort in der Straßen vorne,
  Der ein halb Dutzend hält in Haft
  Und füttert sie mit Korne;
  Du aber flogst zu dessen Klause,
  Der Einzige dich hält im Hause,
  Und Zucker schafft zum Schmause.
Wie heißt der Käfig den er flicht,
   Und wie der starke Zügel,
   Daß er nicht banget, daß zum Licht
   Dich trag' empor dein Flügel?
   Er wußt' es unsichtbar zu knüpfen,
   Das Band in dem du frei magst hüpfen,
   Und kannst ihm nicht entschlüpfen.
 Glückselig, wem die Melodie
   Des Lebens wird gesungen
   Von solchem Liebesvogel, wie
   Im Traum von Engelzungen;
   Nicht nur in kurzen Sommertagen,
   Sie wird mit Schall den Winter schlagen,
   Den Frost wird sie dir jagen.
 Wir freu'n uns, dasß es wohlgelang,
   Und wünschen Glück zum Hause:
   Dein Glück sei wie das Lied im Gang,
   Und wenn im Mondenlaufe
   Ein kleines Unglück sollt' entspringen,
   So brauchst du, um es einzusingen,
   Nicht Ammenfang zu dingen.