Wir haben einen gnäd'gen Herrn,
Der spielet gerne Karten,
Und bauet Kartenhäuser gern,
Die auf den Wind nur warten,
Um einzufallen denn sie haben keinen Kern,
Vertragen nicht den Stoß, den harten.
Er hat gebaut das Hügelhaus,
Das dort herunter schauet;
Er baut es an und baut's nicht aus,
Denn was er heute bauet,
Fällt morgen ein, es hat ihm in der Nacht die Maus
Das Fundament entzwei gekauet.
Er läßt sein Schloß im Dorfe stehn,
Weil es die Höf' umschließen,
Und hat den Hügel sich ersehn,
Die Aussicht zu genießen;
Da freut er sich, wo durch die Wand die Winde wehn,
Und Wasser sickert durch die Bießen.
Weil selbst er nie getragen Frucht
In seinen Lebenstagen,
So hat er Bäume sich gesucht,
Die auch nicht Früchte tragen,
Sie hergepslanzt um's Hügelhaus in wilder Zucht,
Das nennt er seine Berganlagen
Weil ihm kein Söhnlein Anlaß gab,
Im Tod es zu beweinen,
Hat er für einen Hund ein Grab
Daselbst erbaut aus Steinen,
Der Hund geht um an seiner Gruft, ich selber hab'
Ihn wandeln sehn, doch aus drei Beinen.
Dann hat er zu gemeinem Nutz
Erbauet Judengassen
Für Juden, die in seinem Schutz
Sich wollen niederlassen.
Das Dörflein hat genug gehabt am alten Schmutz,
Wie sall es noch den neuen fassen!
Wer Oberlauringen nicht hat
Seit einem Jahr geschauet,
Sieht staunend eine Judenstadt
In's Dorf hinein gebauet;
Sie krimmeln da und wimmeln da, als wie am Blatt
Blattläuse, daß es einem grauet.
Bekannt ist's in Jerusalem
Und Babylon geworden,
Daß es sich wohnen läßt bequem,
An unsres Strömleins Borden,
Und alle sammeln hier sich nun, die ehedem
Verstreut in alle Welt geworden.
Leicht läßt der Herr die Häuser sein,
Und sie nicht stark verkitten,
Daß sie nicht, wenn sie fallen ein,
Die Leute hart verschütten;
Und durch das Dach scheint Sonn' und Mond, damit sie sein
Gleich dienen statt der Lauberhütten.
Wenn unser Herr nun spielen will,
Läßt sich ein Jüdlein rupfen.
Der Pfarr' hat sich mit der Postill'
Entschuldigt und dem Schnupfen.
Und auch der Amtmann, der geduldig lang hielt still,
Am Ende sucht' er durchzuschlupfen.
Wir armen Bauern sind zu schlecht
Zu seinen Spielkam'raden;
So blieb nur Abrahams Geschlecht
Zum Spielzeug seiner Gnaden.
Und wenn der Herr nun auszieht seinen Kammerknecht,
Kriegt's doch der Bauer auszubaden.
Wie unser Bader Firnekranz
Mit Salz reibt seine Egel,
So macht das Spiel sie durstig ganz
Auf's Blut der Bauerflegel.
Wenn nun sie aus dem Stall dir ziehn den tetzten Schwanz,
Geh' nur und spiel' an! Sonntag Kegel!
Wie unser Gnäd'ger ihn versteht,
Versteht kein Mensch den Rummel;
Im Spiel mit seinen Juden geht
Ihm hin wohl sein Geschummel;
Sie sehn die Spinn' und sehn wie sie den Faden dreht,
In's Netz doch mußt du, arme Hummel!
Doch dünn nicht wie die Spinn' ist er,
Noch dürr wie Spinnenfresser;
Zum guten Spieler nebenher
Ist er ein guter Esser;
Nur seinen Leuten macht er nicht die Bäuche schwer,
Jagdhunde sind sie um so besser.
Wenn er die Juden ladet ein
Zu einer Freundesschüssel,
So liegt darauf ein wildes Schwein,
Sie schaudern vor dem Rüssel;
Im Keller hat er auch für sie den Koscher-Wein,
Doch ist verlegt der Kellerschlüssel.