Die Winterschule.

Der Pfarrherr auf dem Polsterstuhle,
  Die Pelzmüt'z über'm Ohr,
  Am Ofen saß mit Rad und Spule
  Der Frau und Töchter Chor;
  Ich sagte her und übersetzte,
  Hinhorchend wie's dort leise schwätzte,
  Dann legt' ich meine Schriften vor:
  Das war die Wintetschule,
  Worin sich mir erschloß der Weisheit Thor.
Auf meine deutsch latein'schen Schriften
  That ich mir was zu gut;
  Ich schmückte sie wie Frühlingstriften
  Mit heller Farbengluth.
  Im Herbste war es mein Geschäfte
  Zu preisen grüner Beeren Säfte
  Und rothes Runkelrübenblut,
  Um winterlang zu stiften
  Denkmale meiner Schreibkunst wohlgemuth.
Wenn nun der Richter gleich dem Falken
  Hatt' einen Fehl erspäht,
  Und einen unbarmherz'gen Balken
  Quer über's Blatt gedreht,
  Verdroß mich's recht im tiefsten Herzen,
  Ich weint' in bitterlichen Schmerzen
  Um mein zerstörtes Rosenbeet;
  Viel sänfter hätt' ich walken
  Mich lassen selbst mit scharfem Strafgeräth.
Dann fing ich an wohl zu bestreiten
  Des Fehlers Wichtigkeit,
  Doch er verfocht von seiner Seiten
  Des Urtheils Richtigkeit;
  Da legte sich, um zu verwischen
  Den Streit, der Spinnechor dazwischen,
  Mit nicht genug Vorsichtigkeit;
  Uns alle mahnt' in Zeiten
  Ein strenges Still! an unsre Pflichtigkeit
Nun war Verstimmung in der Gruppe,
  Da bracht' ein Töchterlein
  Dem Väterchen die Morgensuppe,
  Und mir ein Aepfelein.
  So ward der Winter hingesponnen,
  Der Frühling unvermerkt gewonnen,
  Ade nun Griechisch und Latein!
  Dort fliegt aus seiner Puppe
  Ein Schmetterling, und ich ihm hinterdrein.