Ein Blumenglöckchen

         69.

Ein Blumenglöckchen,
  Von seinem Stöckchen
  Gepflückt, im Strauß
  Gebracht nach Haus,
Wollt' ich beklagen
  In diesen Tagen,
  Daß es nicht frei
  Darf blühn im Mai.
Soll ich's bedauern?
  Die Stürme schauern
  Heut auf der Au'
  So kalt und rauh.
Du bist entronnen,
  Hast Ruh' gewonnen,
  Dem Sturm entrückt,
  So blüh' beglückt!
Doch schweigend senkst du
  Das Köpfchen; denkst du
  Im Stübchen nur
  An deine Flur?
Wie ich dich hege
   Und treulich pflege,
   Frei Luft und Licht
   Ersetzt dir's nicht.
Doch sei zufrieden!
  Dir ist beschieden,
  Was manches Herz
  Ersehnt im Schmerz.
Vom wilden Leben
  Mag sich's begeben
  In sich zurück
 Zu stillem Glück,
Und froh sich schätzen;
  Doch ganz ersetzen,
  Was ihm gebricht,
  Kann es sich nicht.