Morgens weckte mich ein Hauch

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Morgens weckte mich ein Hauch:
  Frühling hat begonnen,
  Auf und bade nun dich auch
  Wie die Welt in Wonnen.
Ging ich über's Feld im Kreis
  Blühender Gestalten:
  Eine sprach: Du bist ein Greis,
  Sitze bei den Alten!
Doch ich sagte: liebes Kind,
  Sieh den Berg, den hohen,
  Ueber dessen Scheitel sind
  Jahre viel geflohen.
Aber aus dem Wintertraum
  Hat er sich gerüttelt,
  Hat von seines Kleides Saum
  Frost und Reif geschüttelt
Nimmt für's graue Pelzgewand
  Sommergrüne Decken,
  Um an kühler Bäche Rand
  Sanft sich hinzustrecken.
Alle Blumen ladet er
  Ihm zu nahn mit Düften,
  Und mit Wonne badet er
  In den lauen Lüften.
Also laßt mich zwischen euch
  Ruhn und mit Behagen
  Träumen unter Lenzgesträuch
  Von vergangnen Tagen.