Aprilreisebätter 32 (40)

                     32.

    Zu einem Geburtstag im tiefen Herbst.

Die Treu’ ist nur in menschlichem Gemüthe,
  Das Menschenherz nur hegt und hält Gefühle;
  Vergebens hoffst du, daß Natur die Schwüle
  Des Sommers dir bis in den Winter hüte.

Ich dachte, für solch' hohe Huld und Güte,
  Muß eine Blume sprossen in der Kühle
  Des Herbstes noch; umsonst! aus kaltem Pfühle
  Des Gartens fand ich auch nicht Eine Blüthe.

Nun, statt des Lenzes flatterhaften Rosen,
  Anstatt des Sommers wandelbaren Nelken,
  Pflück' ich die Blume meiner Huldigungen.

O nimm sie hin! Laß Winterstürme tosen,
  Lass' allen Blüthenschmuck des Jahres welken;
  Die Blüthen bleiben dir, die ewig jungen.