Knabe mit der Flasche¶
29.
Knabe mit der Flasche
Komm zu3 Laube, bring'
Eine Ros' und hasche
Einen Schmetterling.
Halte mit dem Finger
Sanft wie Frühlingsluft,
holder Freudenbringer,
Blum' und Sylphenduft,
Trinken will ich zwischen
Beiden Blüthen schlau,
Sie und mich erfrischen
Mit dem Himmelsthau.
Rose, deine Wangen
Zeigen mir ein Bild,
Das mich einst gefangen
Lächelnd engelmild.
Schmetterling, ich schwebte
In des Frühlings Luft
Auch wie du und lebte
Von der Rose Duft.
Aller Duft verschwindet,
Allet Glanz verblühh,
Doch sein Glück empfindet
Ewig das Gemüth.
Ewig blüht die Rose
Auf der Liebe Gruft,
Und der fessellose
Sylphe trinket Duft.
Daß ich recht genieße
Meine Abendruh,
Knabe, geh' und schließe
Mir den Garten zu.
Was bei sich ein Dichter
Zu Besuch mag schaun,
Düfte, Lüfte, Lichter,
Kommen über'n Zaun.
Alles sei willkommen,
Was in Lüften fleucht,
Und nichts aufgenommen,
Was am Boden kreucht.
Anmerkungen¶
- Sylphe
Sylphen oder auch Sylvani sind mythologische Naturgeister, die dem Element Luft zugeordnet sind, so wie Undinen Wassergeister sind.