Die Gaben des Jahres zu genießen

             17.


Die Gaben des Jahres zu genießen,
  Hat Gott mir zum Amt eingeräumt:
  Es müßte mich schmerzlich verdrießen,
  Hätt' irgend die Pflicht ich versäumt:
  Ja, sollt' es mich herzlich verdrießen,
  Hätt' irgend mein Amt ich verträumt.
Erst sah ich der Kirschbäume Blühen,
  Dann aß ich die reichliche Frucht;
  Auch hab' ich mit eignem Bemühen
  Erdbeeren und Brosseln gesucht:
  Ja, sucht' ich mit ein'gem Bemühen
  Erdbeeren in Felsen und Schlucht.
Ich habe die Früchte gebrochen,
  Wie hoch sie auch wuchsen am Baum;
  Ich habe die Blumen gerochen
  Wie fern sie auch wuchsen im Raum:
  Ja, hab' ich die Blumen gerochen
  Nicht wachend allein, auch im Traum.
Die Aepfel, die Birnen, die Pflaumen,
  Ich habe sie alle versucht,
  Und ob auch dem eigenen Gaumen
  Behagen nicht wollte die Frucht:
  Ja, sollt' ich dem leidigen Gaumen
  Zu Liebe verletzen die Zucht?
Nun blieben noch übrig die Trauben,
  Die wachsen dahier nicht im Sand,
  Das soll mir darum sie nicht rauben,
  Ich reiste bis wo ich sie fand,
  Ja, reist' ich, die Trauben zu rauben,
  In's rheinische, mainische Land.
Ihr Winzer, empfangt mich mit, Festen,
  Wohin sieh mag wenden mein Zug;
  Ausschneidet mir Trauben, die besten,
  Auch füllt mir mit Moste den Krug!
  Ja, hab' ich gethan nun mit bestem
  Gewissen dem Amte genug.