Nun helfet geschwinde

             3.

Nun helfet geschwinde dem Sommer bereiten
  Ein schirmendes Obdach, ein gastliches Haus.
  Er muß sie nun räumen, die Auen die weiten,
  Er kann da nicht weilen, er hält es nicht aus.
  Ihn dränget mit Braus
  Sein Feind, der vielgrimme, der Winter, der leide,
  Der will daß der Sommer von Auen nun scheide;
  Und wenn er da scheidet, wo soll er hinaus?
Er war da vielschöne gesessen auf Auen,
  Es war ihm gar lange vor'm Feinde nicht leid.
  Es ließ ihm allum  und zur Seiten sich schauen
  Von Blumen ein buntes ein hübsches Geleit.
  Sie trugen sein Kleid,
  Sie tranken vom besten, er hat sich versonnen
  Des besten von ihnen, da sind sie zerronnen
  Miteins, wie es ernstlich nun ging an den Streit.
Ein blinkend Geschoß, von dem Froste gezücket,
  Gelämet hat sämtlichen Blumen den Muth;
  Sie haben sich scheu in die Winkel gedrücket,
  Vor Schrecken den feigen erstarrt ist das Blut.
  Den schattigen Hut
  Ab haben geworfen die Bäume zu Haufen,
  Sie hätten gemocht wie die Blumen entlaufen,
  Fest hielt sie der Winter, sie konnten's nicht gut.
Sie sind nun beim Winter zum Kreuze gekrochen,
  Und haben gehuldigt dem übelen Herrn,
  Und haben dem guten die Treue gebrochen,
  Der sieht es mit Kummer und flüchtet sich fern.
  Sie wollen sich gern
  Entschließen, dem Winter die Fahne zu tragen,
  Sie lassen sich seltsame Flitter behagen,
  Statt blühender Krone den eisigen Stern.
Ihr habt wie die Blumen des Sommers genossen;
  Und wollt ihr ihm thun, wie sein Blumenheer that?
  Sie sind nur die kleinen, so seid ihr die großen,
  Die Stützen die letzten dem wankenden Staat.
  Faßt muthigen Rath!
  Dem Sommer —- und sollt' es den Winter verdrießen —-
  Dem müsset ihr euere Herzen erschließen;
  Die Treue versöhnet der Blumen Verrath.
Nehmt auf den Verlassnen, den alle vertreiben,
  In euer Gemüthe, da sei er verklaust;
  Da mag er bewahrt im Verborgenen bleiben,
  Bis daß auf den Auen der Winter verbraust.
  Die eherne Faust,
  Es wird sie ein himmlischer Hauch ihm zerschmelzen,
  Ihn stürzen von seinen gefrorenen Stelzen;
  Dann lohnt's euch der Sommer, daß ihr ihn behaust.
Dann werden die Blumen, die zagen und feigen,
  Sich wiederum schaaren und sammeln um ihn,
  Und werden sich schmiegen und werden sich neigen,
  Um wieder zu haben, was sonst er verliehn.
  Er wird's nicht entziehn;
  Doch wird er dann euerer Treue gedenken,
  Und all' euch die Blumen zu Eigenthum schenken,
  Auf daß ihr sie brechet, eh' wieder sie fliehn.