27.
Auch darin gleicht
Der Liebeskönigin, der Rose,
Die Traube:
Es nimmt so leicht
Auch sie die Zeit, die schonungslose,
Zum Raube.
Den harten Apfel winterlang
Magst du im Keller hüten,
Wohl ausgesucht,
Nicht vor'm Verweilen ist er bang;
Die Traube welkt wie Blüthen,
Als sei sie keine Frucht.
Oft sah ein Apfel wohlbehalten
Des Apfelbaumes röthlichblasse
Blüth' auf der Frühlingsflur;
Doch wann die Düfte sich entfalten
Der Rebe, regt im Fasse
Der Wein sich nur.
Wer mehr den Wein als Trauben liebt,
Der ißt vielleicht die Traube.
Dem Wein zu Ehren, den sie giebt,
Was ich ihm denn erlaube;
Ich aber liebe mehr als Wein
Die Traube, mögt ihr mir verzeihn:
Ich trinke gern
Den Wein in Rosenlauben
Nur insofern
Er ist gepreßt aus Trauben,
Und wundre mich, wie herb und scharf
So süß- und mildes werden darf.