Auch darin gleicht

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Auch darin gleicht
  Der Liebeskönigin, der Rose,
  Die Traube:
  Es nimmt so leicht
  Auch sie die Zeit, die schonungslose,
  Zum Raube.
Den harten Apfel winterlang
  Magst du im Keller hüten,
  Wohl ausgesucht,
  Nicht vor'm Verweilen ist er bang;
  Die Traube welkt wie Blüthen,
  Als sei sie keine Frucht.
Oft sah ein Apfel wohlbehalten
  Des Apfelbaumes röthlichblasse
  Blüth' auf der Frühlingsflur;
  Doch wann die Düfte sich entfalten
  Der Rebe, regt im Fasse
  Der Wein sich nur.
Wer mehr den Wein als Trauben liebt,
  Der ißt vielleicht die Traube.
  Dem Wein zu Ehren, den sie giebt,
  Was ich ihm denn erlaube;
  Ich aber liebe mehr als Wein
  Die Traube, mögt ihr mir verzeihn:
Ich trinke gern
  Den Wein in Rosenlauben
  Nur insofern
  Er ist gepreßt aus Trauben,
  Und wundre mich, wie herb und scharf
  So süß- und mildes werden darf.