Das versunkene Dorf.¶
Es ist eine Wüstung gelegen,
Ist Abermannsdorf genannt;
Es heißt noch ein Dorf bis heute,
Aber die ältesten Leute
Haben das Dorf nicht gekannt.
Es ist verschlungen worden,
In den Erdboden hinein
Ist es worden verschlungen
Mit Alten und Jungen,
Mit Mann, Maus und Stein.
Kein Maalzeichen ist blieben,
Kein Trumm und keine Spur;
Von den Häusern kein Gebälke,
Von den Mauern kein Gekälke:
's ist ebene Wiesenflur.
Als Knab' hab ich noch gesehen
Von der Dorflind' einen Stumpf;
Jetzt ist auch der versunken,
Es hat wie mit Armen den Strunken
Gezogen hinab in den Sumpf.
Wenn man's Ohr legt auf den Boden,
Höret man's drunten wohl,
Wie die heimlichen Wasser brausen,
Wie sie fressen mit Grausen
Den Boden unter uns hohl.
Wohl hat es auf der Erde
Das Böse weit gebracht.
Wenn sie wollt' alle Schande
Verschlingen, wer im Lande
Wär' sicher bis Mitternacht?
Anmerkungen¶
- Trumm
Singular von Trümmer
Bruchstück, Überbleibsel eines durch Zerstörung hervorgerufenen größeren Ganzen, besonders von Gebäuden