(Eine Fabel vom Vorgebirg der guten Hoffnung.)
Der Bär mit der Hyäne
Schwur einen ew'gen Bund;
Er knirschte seine Zähne,
Sie dehnte ihren Schlund.
Wohl können sich vergleichen
Die zwei Verständigen;
Hyäne frißt die Leichen,
Bär die Lebendigen.
„Wenn wir uns recht verständ'gen,
So werden groß und klein
Die Todten und Lebend'gen
Zugleich verloren sein.“
Sie jagten treubeflissen
Die Fluren auf und ab;
Kein Herz blieb unzerrissen,
Und unerwühlt kein Grab.
Und als die freien Beuter
Lang mit Erfolg gehetzt,
An einem Bärenhäuter
Sie strauchelten zuletzt.
Der Jäger schwer betrunken
Lag zwischen Busch und Dorn
In Todesschlaf versunken
Mit feinem Jägerhorn.
Der Bär kam unter Brummen
Zuerst den Wald heran,
Und sah den reglos stummen
Für einen Todten an.
Er kehrt' ihn mit der Tatze
Bedächtig um und um,
Ließ ihn für todt am Platze,
Und trollte mit Gebrumm.
„Hier diesen todten Jäger,
Hyäne, wenn du kannst,
Trag' du in dein Geläger,
Und fülle dir den Wanst“
„Mir wird's wo anders glücken
In unserm weiten Reich.“
Und auf den steifen Rücken
Lud sie den Raub sogleich.
Und schleppte schwer den großen,
Und keuchte sehr im Lauf;
Da wachte von dem Stoßen
Mein träger Jäger auf.
Er sah, worauf er ritte,
Und richtete mit Zorn
Sich auf nach Jägersitte,
Und stieß in's Jägerhorn.
Und wie sie hörte schallen
Den lauten Lebenston,
Lief sie -- und ließ ihn. fallen--
Zum Bären stracks davon:
„Wie hast du dich betrogen,
Und mich gebracht in Noth!
Der Schlummer hat gelogen,
Der Jäger war nicht todt.“
Da sprach der Bär verständig:
Ich weiß, daß todt er war;
Doch ist er jetzt lebendig,
So droht uns Todsgefahr.
Laß hier davon uns machen!
Denn es ist prophezeit:
Wo auf die Todten wachen,
Ist unser Fall nicht weit.