(Schenk Ulrich von Winterstetten.)
Die verführerischen Schenkenlieder.
»Ist daran was Schönes,«
Sprach ein altes Weib,
»Was der Schenke singet?
Wundern muß es mich.
Weh mir des Getönes,
Das mir durch den Leib
Und die Seele dringet,
Es ist widerlich.
Denn sie gelfen seine Lieder Taq und Nacht
In dieser Gassen,
Nie doch hat er eine seine Weis' erdacht;
Du sollst ihn lassen.«
Dieses hört ich so;
Alter Drache, dacht' ich,
Wärst du anderswo!
»»Höre, sprach die Junge,
Du bist ihm gehaß,
Doch um was? Bescheide
Mich, o Mütterlein!
Wenn er süßer Zunge
Singet dies und das,
Wem thut er's zu Leide?
Er muss fröhlich sein.««
»Ja so wollt' er jüngst dich holen fröhliglich
Aus deinem Bette.
Kommt der Teufel wieder her, so lass' ich dich;
Sieh, wer dich rette!«
Dieses hört' ich so;
Alter Drache, dacht' ich,
Wärst du anderswo!
»»Mutter gute liebe,
Sprach das Mägdelein,
Er ist d'ran unschuldig,
Er kam hold und lieb,
Nicht gleich einem Diebe,
Sondern an den Reihn
Mich zu mahnen huldig,
Den ich ihm schuldig blieb««
»Meiner Treue, sprach die Mutter, er ist hold
Und sein bescheiden;
Hüte dich, daß seine Reihen und ihr Gold
Dir nicht verleiden.«
Dieses hört' ich so;
Alter Drache, dacht' ich,
Wärst du anderswo!
»Steh du nur den Leuten
In ihrer Thorheit bei,«
Sprach die Alte wieder,
»Ungerathnes Kind!
Was soll das bedeuten?
Du bist allzu frei,
Wenn dich Thorenlieder
Thören so geschwind.
Wähnest du, der Schenke singe dir den Sang,
Den er da singet?
Du bist nicht die Schönste, die er je bezwang,
Und noch bezwinget.«
Dieses hört' ich so;
Alter Drache, dacht' ich,
Wärst du anderswo!
Da begann zu singen
Wonniglich ein Lied
Aus rosenrothem Munde
Die viel stolze Magd.
Süß sie ließ erklingen,
Was sie von Sorgen schied,
Ein Schenkenlied zur Stunde
Sang sie unverzagt.
»Weh mit, sprach die Mutter, was beginnest du?
Willst du von hinnen?
Dir liegt in dem Sinn der Schenk; was innest du?
Willst du entrinnen?«
»»Ja, Mutter, es ist so,
Ich will in die Rosen,
Oder anderswo.««