Rückert

           Rückert:

Gegner, doppelt überlegen,
  Ausgerüstet mit zwiefalter
  Waff' als Dichter und Sachwalter:
  Wenn ich dir mich stell' entgegen,
  Nenn' ich's um so mehr vertwegen,
  Als wie du mir selbst gedroht,
  Dir als Anwalt dar sich bot
  Gute Sach', und mir die schlechte;
  Daß mir bangt, wie ich verfechte
  Falschheit gegen Treu' im Tod.
Dennoch sprech' ich cexcipirend:
  Wenn ein edles Herz es giebt,
  Das uneigenützig liebt,
  Im Geliebten sich verlierend;
  Dieses, sich mit Demuth zierend,
  Trägt Entsaguug ohne Fluch,
  Wenn die Braut statt Leichentuch
  Fremder Hochzeitsschleier schmücket.
  Und es fühlt sich selbst beglücket,
  Wenn sie's ist durch Treuebrnch.
Ferner: Wenn's ein Herz kann geben
  Von so sanfter Blumnatur,
  Das aus liebem Antlitz nur
  Wie aus Sonnen saugt sein Leben;
  Wenn die Sonnen ihm entschweben
  In die lange Nacht, den Tod,
  Leuchtet ihm kein Morgenroth;
  Doch so lang die Augen funkeln,
  Mag auch Untreu sie verdunkeln,
  Leben kann es doch zur Noth.
Endlich, wer mit solchen Flammen
  Liebt, wie ich zwar selber nicht,
  Daß er denkt, was heut zerbricht,
  Wächst auf morgen neu zusammen;
  Der verschmerzt des Treubruchs Schrammen