O die du mich

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O die du mich in deine Fesseln zwangest,
  Wie würde mir der Zwang, den ich empfinde,
  In Lust sich wandeln, wenn du stets so linde
  Die Fesseln schlängest, wie du heut sie schlangest,

Da du mir fesselnd Hand und Arm umrangest
  Mit diesem Kranz, dem letzten Spätlingskinde
  Der Sommerflur, und zu dem Angebinde
  Mit süßen Blicken redetest, nein, sangest.

Den Blick, die Rede und des Kranzes Nelken
  Will ich nach Hause tragen, und bewahren
  Den Kranz im Schrank, den Blick, die Red' im Herzen.

Und wenn der schöne Kranz wird müssen welken,
  So soll die Rede und der Blick nach Jahren
  Mir blühn und glühn noch wie zwei ew'ge Kerzen.
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