Die drei Gesellen.

Es waren drei Gesellen,
  Die stritten wider'n Feind,
  Und thäten stets sich stellen
  In jedem Kampf vereint.
  Der Ein' ein Oesterreicher,
  Der Andr' ein Preuße hieß,
  Davon sein Land mit gleicher
  Gewalt ein Jeder pries.
  Woher war denn der Dritte?
  Nicht her von Oestreichs Flur,
  Auch nicht von Preußens Sitte,
  Von Deutschland war er nur.
Und als die Drei einst wieder
  Standen im Kampf vereint,
  Da warf in ihre Glieder
  Kartätschensaat der Feind.
  Da fielen alle Dreie
  Auf einen Schlag zugleich;
  Der Eine rief mit Schreie:
  Hoch lebe Oesterreich!
  Der And're, sich entfärbend,
  Rief: Preußen lebe hoch!
  Der Dritte, ruhig sterbend,
  Was rief der Dritte doch?
Er rief: Deutschland soll leben!
  Da hörten es die Zwei,
  Wie rechts und links daneben
  Sie sanken nah dabei;
  Da richteten im Sinken
  Sich Beide nach ihm hin,
  Zur Rechten und zur Linken,
  Und lehnten sich an ihn.
  Da rief der in der Mitten
  Noch einmal: Deutschland hoch!
  Und Beide mit dem Dritten
  Riefen's, und lauter noch.
Da ging ein Todesengel
  Im Kampfgewühl vorbei,
  Mit einem Palmenstengel,
  Und liegen sah die Drei.
  Er sah auf ihrem Munde.
  Die Spur des Wortes noch,
  Wie sie im Todesbunde
  Gerufen: Deutschland hoch!
  Da schlug er seine Flügel
  Um alle Drei zugleich,
  Und trug zum höchsten Hügel
  Sie auf in Gottes Reich.
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