Die Königskerze.

Oberon der Elfenkönig
  Tanzet mit Titania;
  Grillen, Heimchen zittertönig
  Spielen auf von fern und nah.
Eine schlanke Königskerze
  Von dem Boden sproßt empor,
  Um sie dreht in leichtem Scherze
  Tanzend sich der Elfen Chor.
Und die Elfen, aufzuhüpfen
  Mühen sie sich unter'm Tanz,
  Möchten ab der Kerze strüpfen
  Ihrer vielen Lichter Glanz.
Löschen wollen sie das Funkeln,
  Daß Titanias strenger Mann
  Ihre freien Scherz' im Dunkeln
  Ihnen nicht verheben kann.
Doch die Königskerze hebet
  Sich aus Oberons Geheiß
  Höher, und zu leuchten strebet
  Sie zum Trutz dem Elfenfleiß.
Wie sich aus ein Elfe strecket
  Und ihr unten löscht ein Licht,
  Ist ein neues angestecket
  Oben, und er merkt es nicht.
Wann die Morgenlüfte blasen,
  Ist verweht der Elfen Spur;
  Wo sie tanzten auf dem Rasen
  Bleibt ein fahler Kringel nur.
Doch die Königskerze blühet
  Höher jetzt und zeiget an,
  Wie die Elfen sich bemühet,
  Und kein Leides ihr gethan.

Anmerkungen

Oberon

Die Figur des Elfenkönigs Oberon (dem Alberich in der germanischen Mythologie entsprechend) ist erstmals in der französischen Sage Les Prouesses et faitz du noble aus dem 14. Jahrhundert von Huon de Bordeaux zu finden, die dem Sagenkreis Karls des Großen angehört.

Oberon auf Wikipedia

Titania

Wie Oberon eine Figur aus der Komödie „Ein Sommernachtstraum“ von Wiliam Shakespeare.

Sommernachtstraum auf Wikipedia

../../_images/zeitgedichte-s134-koenigskerze.png ../../_images/zeitgedichte-s133-koenigskerze.png