Agnes’ Todtenfeier.

1812.
                1.

Nun aber will ich sehn, ob man mit Armen
 Der Poesie kann in die Wolken reichen,
 Und niederholen aus des Lichtes Reichen
 Trostschätze für ein Herz, das will verarmen;

Sehn will ich, ob Begeist'rung mit den warmen
 Gluthhauchen kann des Grabes Thür erweichen,
 Daß lebensfrisch daraus hervorgehn Leichen,
 Die eingesargt der Tod hat ohn' Erbarmen;

Sehn, ob aus Liebesrosen, Trauernesseln,
 Noch Kränze flechten können die Kamönen,
 Damit ein fliehend Schattenbild zu fesseln;

Ob man erbauen kann aus Zaubertönen
 Ein Demantschloß, darin auf Saphyrsesseln
 Sitz' engelgleich die Schönste aller Schönen.

Anmerkungen

Kamönen
Göttinnen, singende und weissagende Quellnymphen, unter denen die berühmteste Egeria war. Die römischen Dichter übertrugen dann den Namen häufig auf die Musen, mit Recht, insofern auch diese ursprünglich Quellnymphen waren. siehe auch http://www.peter-hug.ch/lexikon/kamoenen