Wenn es noch gibt

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Wenn es noch gibt in Himmeln Sonnenstrahlen,
 Noch Blumen in des Lenzes grüner Halle,
 Noch gibt in Fluthen spiegelnde Krystalle,
 Und Farben in des Regenbogens Schalen;

So bitt' ich sie, daß sie zu meinen Wahlen
 Gehorsam sich um mich versammeln alle,
 Auf daß ich nehmen könn' aus ihrem Schwalle,
 Was nöthig ist, ein Himmelsbild zu malen.

Und euch, ihr Musen von dem Helikone,
 Ruf' ich zu meiner Arbeit Dienerinnen,
 Euch zu vereinen mit Cytheres Sohne!

Er soll aus Gluth den Grund mir ziehn auf's Linnen,
 Ihr sollt auf's Farbenbrett in reinstem Tone
 Die Farben mischen, und ich will beginnen.

Anmerkungen

Cytherea
Bekannter als Aphrodite, sie ist in der griechischen Mythologie die Göttin der Liebe, der Schönheit und der sinnlichen Begierde und eine der kanonischen zwölf olympischen Gottheiten. Ursprünglich zuständig für das Wachsen und Entstehen, wurde sie erst später zur Liebesgöttin. Das Pendant in der römischen Mythologie ist Venus. siehe auch *Aphrodite* auf Wikipedia
Helikon
In der Antike galt der Helikon als der Sitz der Musen, bis sie von Apollon nach Delphi gebracht wurden. siehe auch *Helikon* auf Wikipedia