Sei bescheiden

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Sei bescheiden nimm fürliebe,
  Was zu geben ihr beliebt.
  Gib dich immer ganz in Liebe,
  Wenn sie auch nicht ganz sich gibt:
  Wie die Blum' im Wiesenthale
  An der Sonne sich erquickt,
  Wenn auch sie nicht alle Strahle
  Nur nach Einer Blume schickt.
Ihr ist reiche Macht gegeben,
  Hohe Sonneneigenschaft,
  Daß sie junges frisches Leben
  In erstorbnen Busen schafft.
  Ach, daß sie die Macht nur hegte,
  Zu ertheilen auch den Tod,
  Daß nicht stets der Wunsch sich regte,
  Stets die Sehnsucht bliebe roth!
Dich an einem Blick zu sonnen,
  Ist dir's nicht zum Leben gnug?
  Willst du, Herz, die vollen Bronnen
  Leeren gar auf Einen Zug?
  Sitze doch beim Liebesmahle
  Still an angewiesner Statt;
  Bleibs o Durst, bei deiner Schaale,
  Hunger, Hunger, werde satt!