Heute nur noch und morgen

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                        55.

Heute nur noch und morgen
  Gebt mir schönen Sonnenschein,
  Dann über- und übermorgen
  Regnet, solang 's soll geregnet sein;
  Denn heute muß ich flechten
  Einen Kranz mit meiner Rechten,
  Und morgen muß ihn gar
  Tragen ein bloßes Haar.
Kind, die Glocken läuten,
  Itzund muß 's zur Kirchen gehn;
  Wein' nicht! Allen Bräuten
  Ist’s einmal so im Leben geschehn.
  Vor 's Priesters schwarzem Kragen
  Wirst du doch nicht zagen,
  Und im Schreck etwa
  Mir Nein sagen, statt Ja?
Lasset nur die Geigen
  Klingen recht in Saus und Braus,
  Daß wir 'n Hochzeitreigen
  Tanzen, und daß es dann bald wird aus.
  Soll von einem zum andern
  Hier nur mein Schatz umwandern?
  Droben im Kämmerlein
  Hab' ich sie fein allein.
In dem süßen Dunkel
  Bist du hold mir zugethan,
  Und das Sterngefunkel
  Sieht mit hellem Neid dich an.
  Morgen schau'n, o Jammer,
  Dir die Bäum' in die Kammer,
  Fragen spottend herein:
  Wo ist dein Kränzelein?
Laß du sie nur fragen,
  Hast's verloren ohne Schand;
  Im Häublein, kann ich dir sagen,
  Bist mir noch einmal so bekannt.
  Sollst auch in die Wiegen
  Ein Jungfräulein kriegen,
  Das 's Ränzlein säuberlich
  künftig soll tragen für dich.