Wenn eben auf der Wies’

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Wenn eben auf der Wies' Eine Blume nur ständ;
  So wüßt' ich doch, was ich sollte pflücken;
  Und wenn in der Welt nur Ein Mädchen sich fänd,
  So wüßt' ich, wonach ich sollte blicken.
  Daß aber die Blumen zu tausenden stehn,
  Und die schönen Mägdlein zu hunderten gehn,
  Das schafft mir Freuden und Leiden,
  Daß, wenn ich zu einer mich wenden will,
  Ich auch immer von einer muß scheiden.
Wenn die Mägdlein nur wären nach Blumenart,
  Die ohne Neid sich zum Kranz lassen winden;
  So wollt' ich etwa zehn Mägdlein zart
  Mir zu einem Kranze verbinden.
  Daß aber jegliches Mägdelein
  Ein Liebeskränzlein für sich will sein,
  Das macht mir Schmerzen im Herzen,
  Daß eine allein mich will halten mit Ernst,
  Mir wehren mit den andern das Scherzen.