Dein Liebesevangelium

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Dein Liebesevangelium
 Zu predigen der Welt,
 Hast du mich nicht erschaffen stumm,
 Du hast mir zugesellt
Das laute freie Saitenspiel,
 Das ich so lange schlug.
 Und wenn es deinem Ohr gefiel,
 So lohnst du mir's genug.
Du hast zu Liebesanges Lohn
 Die Liebe mir verliehn,
 Und Kraft dadurch, im hellsten Ton
 Nun erst einherzuziehn.
Ich habe nur alswie im Traum
 Bisher gesungen ja
 Von Paradies und Lebensbaum,
 Die ich von ferne sah.
In Paradieses Mitte hast
 Du nun mich eingeführt,
 Zum Baum des Lebens, dessen Ast
 Nicht mehr die Schlang' umschnürt.
Du gabest selber mir die Frucht
 Zu essen in die Hand.
 Sie trieb mich nicht vor dir zur Flucht,
 Und nicht in's Bußgewand.
Du hast aus übergroßer Huld
 Das Wunder mir gemacht,
 Aus dem Bewußtsein meiner Schuld
 Zur Unschuld mich gebracht.
Ich sing' in deiner Gnade Glanz,
 Horcht wie die Saite tönt!
 Die Liebe hat im Sternenkranz
 Gott mit der Welt versöhnt.