Daß in diesem jungfräulichen

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Daß in diesem jungfräulichen
  Zimmer, wo noch nimmer
  Sich ein Mann hat eingeschlichen
  Nun sich wie auf immer
  Nieder hat der Freund gelassen;
  Kann ich den Gedanken fassen?
Und warum nicht in der Kammer
  Soll er wohnen, s«chreiben,
  Den ich doch nicht kann, o Jammer,
  Aus dem Herzen treiben!
  Freund, in meinem schönsten Zimmer,
  Hier im Herzen wohnft du immer.
Ach es war nicht wohl verwahret
  Meines Herzens Pforte;
  Und der Freund hat nicht gesparet
  Seine starken Worte.
  Daß ich ihn herein genommen,
  Macht mir wohl und doch beklommen.
Wann die kurzen Tage schwinden,
  Und der Freund geschieden;
  Wo dann einsam werd' ich finden
  Wieder meinen Frieden?
  Ihn im Herzen find' ich nimmer,
  Ihn nicht mehr in meinem Zimmer.
Tages werd' ich still im Herzen
  Dich verborgen tragen,
  Nacht im Zimmer bei den Kerzen
  Wird das Herzchen schlagen;
  Wie ich öffne die Gardinen,
  Schaut der Freund mich an aus ihnen.
Hast dich wollen malen lassen,
  Um, wenn du gegangen,
  An der Wand vor meinem nassen
  Blick als Bild zu hangen;
  Doch nun wird ein Bild mir strahlen,
  Das kein Maler braucht zu malen.
Daß dich dieser Pfühl gewieget,
  Kann ich das verdrängen?
  Wo mein Haupt im Schlummer lieget,
  Wird dein Bildniß hängen.
  Und nicht brauch' ich zu erschrecken,
  Niemand wird das Bild entdecken.