Liebster! Als du neulich

                     38.

Liebster! Als du neulich uns verlassen,
  Und mein Aug' um dich begann zu nassen;
  Als ich bei des Abends stillem Scheine
  Mit dem guten Vater ging alleine;
  Richtet' er an mich besorgt die Frage,
  Wie ich meines Freundes Abschied trage?
  Ich bin ruhig, sprach ich: denn es wollte
  Unser Freund, daß ruhig sein ich sollte.
  Mißlich wollte das dem Vater scheinen,
  Und er sprach: wie will der Mann das meinen?
  Alsob eine Neigung, die wir hegen,
  Sei alswie ein Handschuh wegzulegen.
  Und der gute Vater, mit Erwarmen,
  Sprach, mich haltend in den treuen Armen:
  Gott! was hätte dieser angerichtet,
  Hätt er meines Kindes Ruh' vernichtet,
  Hätt' er dieses Herzens Glück gestöret,
  Dessen Pflege mir durch Gott gehöret.
  Liebster! wie des Greises Thränen rannen,
  Fühlte fast mein Herz sich übermannen,
  Ihm am Busen alles zu bekennen,
  Wie ich nicht mehr bin von dir zu trennen;
  Ihm mein ganzes süßes Leid zu zeigen,
  Wie ich ganz unnennbar bin dein eigen,
  In den Abgrund meiner Liebe schauen
  Ihn zu lassen, der erfüllt mit Grauen
  Ihn würd' haben, und allein mit Wonne
  Mich erfüllt im Strahl der Gottessonne.