Freilich, wenn mein Herz

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Freilich, wenn mein Herz ich frage,
  Das verschämt mit Antwort säumt,
  Hör' ich, daß vom ersten Tage
  Es hat nichts als das geträumt.
Doch nie hab' ich mir's gestanden,
  Selbst als Herz an Herz gepocht,
  Selbst nicht, als zu kühnren Banden
  Ich um dich die Arme flocht.
Ob dein Mund es mochte schwören,
  Mir unglaublich kam es vor,
  Daß mir hier sollt' angehören,
  Was ich mir für dort erkor.
Weißt du noch, wie von Entsagen
  Ich mir wob ein Traumgespinnst?
  Durft' ich denn zu greifen wagen
  Nach des Lebens Hauptgewinnst?
Ja, ich wäre dein geblieben,
  Hättest du des Jahrs einmal
  Mich gesehn nur, mir geschrieben,
  Mir gesendet einen Strahl.
Und nun doch für dieses Leben,
  Und nun übers Grab hinaus,
  Ist mir doch das Glück gegeben;
  Denk' ich das und fühl' ich’s aus?
O ihr ew'gen Himmelslichter,
  Goldne Sommerauen, seht,
  Wie mein Liebestraum, mein Dichter,
  Mir zur Seit' als Gatte steht.