Hast nicht diese armen Augen

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Hast nicht diese armen Augen
  Deine Sonne oft genannt?
  Sollen sie nun Thränen saugen,
  Wie die dort am Himmelsrand?
Mögen sie wohl Sonnen heißen,
  Die mit ihrer Blicke Gluth
  Können nicht den Flor zerreißen,
  Der auf dir wie Nebel ruht?
Weil der Himmel uns will zeigen
  Heut ein finster Angesicht,
  Hüllst du dich in dumpfes Schweigen,
  Und mein Lächeln siehst du nicht.
Hast du doch nicht wahrgenommen
  Manchen Tag, der hell verging,
  Und bist eben hergekommen,
  Da es an zu regnen fing.
Ach die hellen Tage gingen
  Ohne dich mir trüb vorbei.
  Nun dich meine Arm' umfingen,
  Bist du selb nicht wolkenfrei
Freilich durch den Garten gehen
  Möcht' ich nun an deiner Hand,
  Wo die hellen Lilien stehen,
  Weil die Rosen abgebrannt.
Wollten in die Laube schlupfen,
  Wo das stille Vogelpaar
  Einst genistet, dort nun hüpfen
  Auf dem Zweig die jungen gar.
Wenn der Himmel das uns wehret,
  Denk' ich doch im Zimmer daß
  Ein Liebhaber nichts entbehret,
  Wo er warm beim Liebchen saß.
Weißt du, was der Himmel denket?
  Daß er seinen Sonnenschein
  Nicht vergebens denen schenket,
  Die sich selbst das sollen sein.
Doch du blickest ungeduldig,
  Wie sich Wolk' an Wolke treibt;
  Findst wohl meine Blicke schuldig,
  Daß in dir es finster bleibt!
Zürn' ich, klag' ich oder staun' ich,
  wie den Sinn der Wind dir dreht?
  Soll ich sagen: wetterlaunig?
  Nein, ich sage nur: Poet!