2.
Herr Gott! einen Engel
In dem Lande der Mängel,
Einen selig geschmückten
Doch zum Staube gedrückten,
Einen anerkannten
Himmelsabgesandten
Den du herabgesendet,
Und der zu dir gewendet
Blickt auf zu allen Stunden,
Hab' ich allhier gefunden,
Habe mich ihm gesellet,
Mich ihm zu Dienst gestellet
Mit meiner Liedergabe,
Die auch von dir ich habe.
ch hab' ihm mit Liebkosen
Gestreut auf die Pfade Rosen,
Ich habe mit meinen Tönen
Sein Leben wollen verschönen,
Mit freundlichen Himmelsbildern
Der Erde Rauhheit mildern.
Der Engel hat angenommen
Meine Dienste, die frommen,
Er schien sich zu erfreuen
An seines Dieners Treuen;
Vor meines Liedes Fächeln
Scheint ihm die Welt zu lächeln;
Es macht ihm still Entzücken,
Wie schön ich ihn kann schmücken.
Herr Gott! laß diesen Engel,
Diesen Lilienstengel,
Blühen in deinem Thaue,
Zum Schmuck der Erdenaue!
Gib ihm heitere Mienen,
Und mir gib, ihm zu dienen
Zu einem Frühlingshauche,
Dem er zu zittern nicht brauche,
Dem er mit leisem Schwanken
Das leise Spiel mag danken!
Nicht hab' ich gelebt vergebens,
Wenn dieses Engellebens
Gesenkte Blüthen nach oben
Durch meinen Hauch sich hoben.