51.
Wie der Vollmond
Aus den Wolken der Nacht,
Ist das Antlitz der Liebsten
Aus den Schleiern
Mir entgegen getreten
Sanft mit Glanzblick
Die Verwirrungen lösend
Am dunklen Himmel der Seele.
Durch Wogenaufruhr,
Stürmische See,
Vom Heimathland
Hinausgewiesen,
Von Leitsternen verlassen,
Trug mich einsamen
Schiffer der Liebe
Mein verlorener Nachen
Aber von leisen
Liebestrahlen
Meines Mondes berühret,
Hat die Wellenempörung,
Der gähnende Abgrund
Unter mir,
Sich zum freundlichen
Spiegel des Himmels geglättet.
Ein Schmetterling
Mit entfalteten Schwingen,
Schwebt der bewimpelte Nachen,
Mit Mondenlichtern
Und Lüften spielend,
Durch gekräuselte
Blumen des Schaumes
Ueber der grünen Meerflur.
Woher? wohin?
Dort hinten, woher
Die Fahrt mich trug,
Dort hallet, im Zug des Nachtwinds,
Gedämpftes Tosen
Der Brandung nach,
Die gegen den Strand
Des Lebens sich bricht.
Heil dir, mein Nachen,
Daß du entronnen
Den Wirbeln bist!
Und dort, wohin du strebest,
Dort liegt das Land der Hoffnungen,
Das Paradies der Wünsche,
Der Hesperidengarten
Der Inselhain der Seligen.
Gewürzte Lüfte
Tragen die Liebes-
Grüß' herüber
Von nachtduftenden
Wunderblumem
Und Nachtigallen flöten
Schlumnmerlieder
Dem müden Schiffer entgegen.
Komm o müder
Schiffer der Liebe,
Sucher des Schönen,
Sehnendes Herz!
Aus dem schwankenden Nachen
Komm an's Eiland der Ruh',
Unter die wehenden
Palmen des Friedens komm!
Ruhe dich aus, entschlummre!
Und jener Mond,
Deß Liebesantlitz
Du sahst im Spiegel der Wasser,
Als Glanzgestalt
Der Liebsten tret' er
Im sterngestickten
Gewand der Nacht dir entgegen.