62.
Scheinen will es zwar ein Traum;
Was ich fühle, glaub' ich kaum.
Doch du stehest mir zur Seiten,
Lieblichste der Wirklichkeiten!
Tages trägt mich das Gefühl,
Aber Nachts auf meinem Pfühl
Hab' ich oft im Traum verloren
Dich, und was du mir geschworen
Soll mir das ein Zeichen sein,
Eine Vorbedeutung? Nein!
Abgesagt sei allen Zeichen
Allem schauer-ahnungsreichen.
Wie das Leben hell bewußt
Fühl' ich dich in meiner Brust,
Und die Nacht mit ihrem Flüstern
Soll mir nicht das Licht verdüstern.
Ja, die finstere Gewalt,
Die am Tag hat keinen Halt,
Kann Sich tückiSch nur befleißEN,
Dich im Traum mir zu entreißen.
Komm, o Liebste, Morgenlicht
Mach' die Finsterniß zu nicht.
Deine Lieb' ist helles Wachen,
Sollte bang ein Traum mir machen?